Für diese Reise hatte ich nur ein schmales Zeitfenster von 7 Tagen im Oktober. Der ist ja wegen der Laubfärbung besonders schön (dachte ich), aber es hat die ganze Woche geregnet.
Das erste Ziel war Altenburg, eine mehr als tausend Jahre alte ehemalige Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Altenburg. Bekannt ist die Stadt auch durch das 1810 hier erfundene Kartenspiel Skat. Was ich nicht bedacht hatte, war, dass es ein Montag war, an dem die Schlösser und Museen geschlossen haben. Außerdem war Dauerregen, sodass ich gleich nach Weimar weitergefahren bin. Hier wollte ich das Schloss Belvedere, eine üppig gestaltete Lustschlossanlage in der Nähe der Stadt, besuchen. Die gesamte Anlage einschließlich des Parks mit seinen vielen exotischen Gewächsen wurde 1998 als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Nicht weit von hier liegt Erfurt. Das war einmal „meine“ Bezirkshauptstadt, denn ich wurde in Thüringen geboren und wohnte bis zum Studium in diesem schönen Landstrich. Die Stadt hat sich prächtig entwickelt. Zu den Hauptsehenswürdigkeiten zählen neben dem Erfurter Dom und der Krämerbrücke, die Altstadt mit ihren 22 Kirchen sowie die alte Universität, deren bekannteste Studenten Martin Luther und Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks, waren. Letzteren sollte ich noch einmal auf der Reise begegnen.
Nicht weit von hier liegt Gotha, eine Kleinstadt mit dem Schloss Friedenstein, dem größten Schlossbau Deutschlands aus dem 17. Jahrhundert. Wegen des Wetters habe ich das Museum besucht, was sich gelohnt hat. Es beherbergt interessant Exponate, wie den originalen Hut von Napoleon und das Ekhof-Theater, eines der ältesten Barocktheater mit einer funktionstüchtigen Bühnenmaschinerie, die bis heute manuell bedient wird.
Über einen kleinen Umweg kam ich schließlich zum geographischen Mittelpunkt Deutschlands, etwa 500 m nördlich von Niederdorla. Hier befindet sich seit der deutschen Wiedervereinigung der neue Mittelpunkt Deutschlands mit der Kaiserlinde und dem Mittelpunktstein. Als ich ankam, wurden gerade Fernsehaufnahmen gemacht, was auch sehr interessant war.
Vom Mittelpunkt bin ich in meinen Heimatort Berka/Werra gefahren, um meinen Bruder, der noch heute in unserm Elternhaus lebt, zu besuchen. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Mainz, um den romanischen Dom zu besichtigen, der neben den Kathedralen von Worms und Speyer zu den Kaiserdomen zählt. In Mainz traf ich auch wieder auf Johannes Gutenberg. Hier ist er geboren und verstorben. Er gehört zu den großen Söhnen der Stadt, deren Universität u.a. nach ihm benannt ist. Gleich gegenüber dem Dom in der Mainzer Altstadt liegt das Gutenberg-Museum in einem prachtvollen Renaissance-Gebäude.