Am 8. August bin ich Richtung Charsznica (PL) gestartet. Vom Anbau und dem geplanten Neubau der Gießereihalle war natürlich noch nicht viel zu sehen. Also ging es gleich weiter nach Lwiw (UA), welches rund 70 km von der polnischen Grenze entfernt ist. Der Grenzübergang war eine Katastrophe. Lange Autoschlangen und über drei Stunden Wartezeit – nur gut, dass wir in der EU leben, wo die Schengener Abkommen gelten.
Die Stadt Lwiw (auf Deutsch Lemberg), mit ihren Spuren der polnischen und österreichisch-ungarischen Vergangenheit, hat auf mich einen guten Eindruck gemacht. Vor allem das Leben in den Straßen und auf den Plätzen war toll und man kann sich gar nicht vorstellen, dass im Osten der Ukraine noch immer Krieg herrscht. Als erstes besuchte ich die Verklärungskirche Lwiw und die Boim-Kapelle. Dann zog ich weiter durch die lebhafte Altstadt, vorbei an der Lemberger Oper, dem Potocki-Palast zur Dominikaner Kathedrale, wo im Stundentakt geheiratet wurde.
Am späten Nachmittag wollte ich noch Olesko (UA) ca. 70 km weiter in Richtung Kiew erreichen, da es dort eine gleichnamige Burg gibt. Ich hatte wieder mal Glück, denn auf dem Gelände der Burg gab es gerade ein Volksfest.
Nach einer Übernachtung im „Irgendwo“ erreichte ich gegen Mittag Kiew (UA). Hier war ich schon oft gewesen, denn es gab eine Kooperation zwischen der Uni Magdeburg, wo ich gearbeitet hatte, und der Nationalen Technischen Universität Kiew (Kiewer Polytechnisches Institut Ihor Sikorskyj). Ich fand einen guten Stellplatz ganz in der Nähe des Kiewer Höhlenklosters, wo ich zwei Nächte verbringen konnte.
Als erstes nahm ich mir das Höhlenkloster, ein von großen von Mauern umgebener Klosterkomplex, vor. Es besteht aus einer Vielzahl kulturell bedeutender Kirchen, Klöster und Museen sowie Mönchshöhlen im unteren Lawra, die den historischen Kern der Anlage bilden. Besonders schön fand ich die wiedererbaute Uspenski-Kathedrale. Von hier war es nicht weit zur „Mutter-Heimat-Statue“, die zum Gedenken an den Sieg der sowjetischen Streitkräfte im Großen Vaterländischen Krieg errichtet wurde. Diese Kolossalstatue besteht aus rostfreiem Stahl, hat eine Höhe von 62 Metern und steht auf einem 40 Meter hohen Sockel am Berghang über dem Dnepr.
Am anderen Tag machte ich mich zu weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt auf. Ich kam vorbei am Marienpalast (offizielle zeremonielle Residenz des Präsidenten der Ukraine), der Nationalbank der Ukraine und einer Allee, wo zum Gedenken der Opfer der Bürgerrevolution 2014 Bilder der Opfer an Bäume geheftet sind. Schließlich erreichte ich den Chreschtschatyk, in dessen Mitte der Majdan Nesaleschnosti („Platz der Unabhängigkeit“) liegt. Hier nahmen im Dezember 2013 hunderttausende Menschen an einer Demonstration teil, worüber auch in unseren Medien ausführlich berichtetet wurde. Dann waren auch noch die Kirchen mit ihren Zwiebeltürmen dran. Ich besuchte die Sophienkathedrale, das St. Michaelskloster, wo gerade ein hoher Geistlicher zu Besuch war, und die St.-Andreas-Kirche. Zurück zum Isemobil musste ich mir ein Taxi nehmen, weil die Füße nicht mehr wollten.
Am dritten Tag bin ich noch einmal zum Kiewer Höhlenkloster gegangen, weil ich die Höhlen noch nicht gesehen hatte. Gegen Mittag habe ich schließlich die Rückfahrt angetreten.