Mit sechs Stunden war die Fährüberfahrt von Trelleborg (S) nach Rostock (D) ziemlich lang. Doch die Hafeneinfahrt, vorbei am Leuchtturm und dem „Teepott“ von Warnemünde, hat alte Erinnerungen geweckt.
Kaum von der Fähre runter, bin ich gleich nach Stettin (PL) durchgestartet. Hier habe ich am nächsten Tag die Jakobskathedrale, das Schloss der Pommerschen Herzöge und die Hakenterrasse aufgesucht. Dann ging es weiter nach Danzig (PL). Ich habe ja schon viele polnische Altstädte gesehen, die alle nach dem Krieg wieder liebevoll aufgebaut wurden. Dazu zählen Warschau, Krakau, Wroclaw und Posen. Aber Danzig muss man gesehen haben! Die alte Hansestadt mit ihren farbenfrohen Häusern des Langen Marktes ist einzigartig. Danzig ist auch das Zentrum des Bernsteinhandels. Geschäfte in der ganzen Stadt, vor allem in der Frauengasse, verkaufen das versteinerte Harz. Ausführlich habe ich die Altstadt durchstreift und bin dabei an vielen Sehenswürdigkeiten, wie das Große Zeughaus, die Marienkirche, das Frauentor, das grüne Tor, die Langgasse und dem Neptunbrunnen vor dem Artushof vorbei gekommen, um nur einige zu nennen.
Nach diesem Highlight ging es weiter zu den Masuren, der Heimat der Störche. Hier machte ich einen Stopp in Lötzen – polnisch „Giżycko“ – (PL) und besuchte die preußische Ringfestung Boyen.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Kaunas (LT) zur Kirche des Erzengels Michael und dem Kloster Pažaislis. Eines darf in Litauen natürlich nicht fehlen, nämlich der Berg der Kreuze oder “Kreuzhügel” in Jurgaiciai (LT). Obwohl ich schon einmal da war, hat der Ort immer wieder was Mystisches. Es wurde auch einmal von Studenten der Universität Vilnius der Versuch unternommen, die Zahl der Kreuze zu bestimmen. Bei 50.000 Kreuzen haben sie zu zählen aufgehört, obwohl damals die kleinen Kreuzanhänger und Rosenkränze, die an größere Kreuze gehängt werden, gar nicht mit einbezogen wurden. Das nächste Ziel war das Schloss Jelgava in der gleichnamigen Stadt – auf deutsch Mitau – (LV), bevor es nach Riga (LV) weiterging. Hier besuchte ich nun schon zum zweiten Mal die Geburtskathedrale und den Dom zu Riga.
Für die Stadt Tallinn (EST) war es am Abend schon zu spät. Das wollte ich mir für den nächsten Tag aufheben. Ich fand einen schönen Stellplatz ca. 30 km vor der Stadt, beim Jägala-Wasserfall in dem kleinen Ort Jõelähtme (EST). Die Altstadt von Tallinn (EST) hatte mich schon 2018 auf meiner Tour nach St. Petersburg begeistert. Ich genoss aber nochmal die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie das Gotische Rathaus im Altstadtzentrum, die Lehmpforte in der Stadtmauer und die Alexander-Newski-Kathedrale. Sogar die Elchkuh vor dem Fleischerladen an der Lehmpforte habe ich wiedergefunden.
Nun sollte endlich Finnland dran sein, was ich ja von Schweden aus wegen des Coronavirus nicht erreichen konnte. Nach einer zweistündigen Überfahrt mit der Fähre erreichte ich Helsinki (FIN), bin aber gleich weiter gefahren, weil ich ohnehin von hier aus wieder zurück nach Estland musste.
Der Weg führte zunächst nach Turku (FIN). Das war bis zum 19. Jahrhundert die wichtigste Stadt Finnlands und war auch einmal Hauptstadt, bis aus Sicht von Zar Alexander I. Turku zu weit von Sankt Petersburg entfernt sei, weshalb er die Hauptstadt in das – bis dahin unbedeutende – Helsinki verlegen ließ. In Turku besuchte ich den Dom und die Alte Markthalle.
In Tampere (FIN) waren der Dom von Tampere und in Petäjävesi (FIN) eine Holzkirche von 1763, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, das Ziel. In Mikkeli (FIN) war es wieder ein Dom, wo ich allerdings ein schönes Konzert erleben durfte. Der aufmerksame Leser wird nun sagen: „Immer wieder Dom von oder Dom zu.“, aber Finnland hat nun einmal außer einer wirklich schönen Natur mit vielen Seen und riesigen Wäldern nicht so viele Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Zur Abwechslung kam in Savonlinna (FIN) die mittelalterliche Burg Olavinlinna dran. Sie gilt heute als die am besten erhaltene Mittelalterburg in Nordeuropa. Nicht weit entfernt war der Ort Kerimäki (FIN). Hier steht die größte Holzkirche der Welt. Sie verfügt über 3.400 Sitzplätze und fasst insgesamt 5.000 Menschen.
Nun ging es zurück nach Helsinki. Dabei habe ich unterwegs ein Pärchen der seltenen Schwarzstörche gesehen. Bevor ich auf die Fähre nach Tallinn eincheckte, habe ich aber nochmal die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie den Marktplatz, die erste und älteste Markthalle, die Uspenski-Kathedrale und natürlich den Dom zu Helsinki auf dem Senatsplatz besucht.
Nun habe ich die Tour durch den Norden der EU für mich abgeschlossen. Die Nordroute war „dank Corona“ zweifelsfrei der längste Abschnitt der geplanten EU-Tour. Ich musste ja von Nordschweden wieder runter nach Deutschland, um über Polen und das Baltikum nach Finnland zu kommen. Insgesamt habe ich dabei 8.337 km zurückgelegt und musste 3-mal eine Fähre benutzen.