Nach einer Woche Pause in unserer Wohnung in Andalusien war nun die letzte Etappe dran. Erstes Ziel war Huelva (E), wo ich die Nachbildungen der Schiffe La Pinta, La Niña und La Santa María, mit denen Christoph Kolumbus Amerika entdeckte, besichtigen konnte. Es ist unglaublich, mit welchen kleinen „Nussschalen“ die Seeleute damals auf „große Reise“ zu unbekannten Zielen fuhren.
Nun ging es zur Hafenstadt Lagos (P) an der portugiesischen Algarveküste. Die nigerianische Hauptstadt Lagos wurde nach der portugiesischen Kleinstadt benannt, da sie Ausgangshafen der Sklaventransporte für den Sklavenmarkt in Lagos/Portugal war. Bereits 1444 unterhielt Lagos einen bedeutenden Sklavenmarkt, dessen Gebäude noch heute besteht. Von hier sind es nur 2 Kilometer bis zur der Ponta da Piedade (P), einer 20 Meter hohen Felsklippenlandschaft mit versteckten Stränden und Buchten, die ich natürlich auch besuchte.
Etwas weiter landeinwärts liegt Évora (P). Die Stadt ist bekannt durch die Capela dos Ossos, einer historischen Kapelle, deren Innenwände mit menschlichen Schädeln und Knochen bedeckt und verziert sind. Aussendem besuchte ich hier noch die Kathedrale und die Ruine eines römischen Tempels aus dem 1. Jh. Etwa 10 Kilometer Luftlinie von Évora entfernt befindet sich das bedeutendste Megalithbauwerk Portugals und der gesamten Iberischen Halbinsel: der Cromlech von Dos Almendres (P). Das doppelte Steinoval hat die Form einer „8“ und besteht aus etwa 100 Steinen mit einer Höhe von 1 bis 3 Metern. Es ist sogar 1000 bis 2000 Jahre älter als Stonehenge.
Unterwegs nach Óbidos (P) musste ich unfreiwillig umdrehen und einen neuen Weg finden, da ich über eine Brücke wollte, die nur 3 m lichte Höhe hat, das Isemobil aber 3,30 m hoch ist. Óbidos (P) ist ein Geheimtipp. Die Stadt ist von einer völlig erhaltenen und rundherum begehbaren Stadtmauer umgeben. Von der Stadtmauer führt ein noch weitgehend erhaltener Aquädukt, der 1570 errichtet wurde, Wasser in die Stadt. Folgt man den engen Gassen der Altstadt, kommt man zur mächtigen Burg Castelo de Óbidos.
Die nächsten Ziele waren Batalha (P), Fátima (P) und Braga (P). In allen drei Städten war ich in der Vergangenheit schon einmal. Aber es lohnt sich, das mächtige Kloster von Batalha, welches zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, noch einmal zu besuchen. Auch das Heiligtum von Fátima, ein bedeutender Wallfahrtsort der katholischen Kirche, ist immer wieder einen Besuch wert. Es wird auch von Kranken aufgesucht, die auf eine wundersame Heilung ihrer Krankheit hoffen. Viele Gläubige rutschen auf Knien zum Heiligtum von Fátima oder bringen große Kerzen mit. In Brage hatte ich schon einmal die Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte mit ihrem 17 Stockwerke umfassenden Treppenaufgang besucht, sodass ich mir für diesen Ort das Schloss von Dona Chica ausgeguckt hatte. Leider war das Schloss nicht mehr zu besichtigen, da es jetzt im Privatbesitz ist.
Auf der Weiterfahrt ging auf einmal die Anzeige für die Batterie an. Kein gutes Zeichen dachte ich, denn vor mir lag eine lange Strecke über ein Gebirge nach Spanien. Also umdrehen und zurück nach Braga um eine Werkstatt zu finden. Diese Entscheidung war zum Glück richtig, denn das Isemobil brauchte eine neue Lichtmaschine.
750 EURO „leichter“ erreichte ich am nächsten Tag León (E). Hier besuchte ich u.a. die gotische Kathedrale, die am Jakobsweg nach Santiago de Compostela liegt. Nun ging es weiter nach Frankreich.
Erstes Ziel war die Hauptstadt der Bretagne Rennes (F). Die Stadt ist bekannt für ihre mittelalterlichen Fachwerkhäuser und die prächtige Kathedrale. Mir ist gleich aufgefallen, dass so viele junge Leute unterwegs waren. Kein Wunder, denn die große Studentenzahl (über 68.000) bestimmt den Alltag der Stadt.
Bevor ich zu einem meiner Hauptziele, nämlich dem Landungsgebiet der Alliierten in der Normandie, kam, wollte ich noch einen Abstecher zum Le Mont-Saint-Michel (F) machen, denn hier hatte es Irina und mir auf einer früheren Tour sehr gefallen. Den Weg hätte ich mir allerdings sparen können, da die Insel voll im Regen lag. So bin ich gleich nach Colleville-sur-Mer (F) zum Omaha Beach, dem Strand des D-Days weitergefahren. Am 6. Juni 1944 landeten genau hier die US-amerikanischen Truppen in einer, bis zu diesem Tage, größten Landeoperation der Weltgeschichte. Ich habe die Bilder vom Anfang des Films „Der Soldat James Ryan“ lange nicht aus dem Kopf bekommen. Die Verluste waren auf beiden Seiten enorm hoch: Über 32.800 alliierte sowie 77.600 deutsche Soldaten verloren an diesem und den darauffolgenden Tagen ihr Leben. Ich habe mir die Zeit genommen, um u.a. das Museum D-Day Omaha, das Overlord Museum, den Amerikanischen Soldatenfriedhof mit seinen 9.387 Gräbern und in Longues-sur-Mer (F) die noch gut erhaltenen Geschützbunker zu besuchen.
Von hier bin ich nach Arras (F) gefahren. Das Städtchen gehört zu den schönsten Orten Frankreichs. Wahrzeichen der Stadt sind zwei große Plätze im Zentrum, die Grande Place mit typischen spätbarocken Häusern mit prachtvollen Scheingiebeln und die Place des Héros mit einem wunderschönen Rathaus und dem Belfried.
Nun ging es nach Belgien. Hier besuchte ich das Schloss Loppem (B), wo König Albert I. von Belgien eine Zeit lang residierte. Das Schloss ist außergewöhnlich, denn es ist eines der seltenen Schlösser, in denen die Gesamtarchitektur und das Interieur sich noch im Originalzustand befinden.
Jetzt waren es noch zwei Ziele, bevor es nach Hause ging. Und zwar das märchenhafte Wasserschloss Kasteel De Haar in Haarzuilens (NL) und der Palast Het Loo, das ehemalige Königsschloss im gleichnamigen Ort Het Loo (NL).
Auf der Fahrt nach Hause machte ich noch einmal einen Stopp in Holzwickede (D) bei meiner Cousine Ulrike, die gerade Geburtstag hatte, und bei meinem Freund Johny in Nienstädt (D). Nun war es geschafft! Einmal um die Europäische Union und 3,5 Monate Leben im Isemobil!