Los ging die Tour mit einem Besuch bei unserem Bassisten Peter in Goslar. Er war erst vor kurzem aus dem Schwarzwald wieder in seine alte Heimat, den Harz gezogen. Nach Kaffee und Kuchen haben wir die alte Kaiserstadt besichtigt, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Am nächsten Tag besuchte ich unseren Drummer Johnny. Zu meinem 60. Geburtstag hatte er mir einen Rundflug mit seinem Flieger geschenkt. Nun, fast neun Jahre später, wollte er sein Geschenk einlösen. Zu diesem Zweck sind wir nach Rinteln gefahren, wo sein Flieger im Hangar steht. Wie sagt doch ein altes Sprichwort? – Was lange währt, wird doppelt gut! – Und das war es dann auch.
Nach dem Besuch meiner Freunde Peter und Johnny ging es weiter in Richtung Süden. Die erste Station war Fulda. Hier besuchte ich zunächst den Dom St. Salvator und später die Altstadt mit dem barocken Fuldaer Stadtschloss und dem Alten Rathaus. Kurz vor Bamberg machte ich noch einmal Halt und besuchte in Memmelsdorf das Schloss Seehof, welches die ehemalige Sommerresidenz und das Jagdschloss der Bamberger Fürstbischöfe war. In Bamberg selbst waren wir schon einmal auf einer früheren Reise, aber die Stadt ist immer wieder einen Besuch wert. Der Bamberger Dom St. Peter und St. Georg gehört zu den deutschen Kaiserdomen. Im Inneren befinden sich neben dem Bamberger Reiter das Grab des einzigen heiliggesprochenen Kaiserpaars Heinrich II. und Kunigunde sowie das einzige Papstgrab in Deutschland nördlich der Alpen und von Tilman Riemenschneider und Veit Stoß geschnitzte Altare. Das Wahrzeichen in der historischen Innenstadt ist das in den Fluss Regnitz gebaute alte Rathaus mit den bekannten Fassadenmalereien.
Von hier ging es weiter nach Nürnberg, wo ich schon oft auf Dienstreise war, da wir einen guten Kunden in der Stadt hatten. Leider war nie genug Zeit, die Stadt zu ergründen, was ich nun nachholen wollte. Begonnen habe ich am Dokumentationszentrum des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes, denn Nürnberg war im Dritten Reich die Stadt der Reichsparteitage. Dann bin ich in die Altstadt gefahren. Mein Fußweg führte mich von der Stadtmauer vorbei an der St. Lorenzkirche (ganz in der Nähe habe ich immer im Hotel übernachtet), über die Fleischbrücke auf den Hauptmarkt mit der Frauenkirche und dem schönen Brunnen zur Nürnberger Burg. Am Abend bin ich weiter nach Bayreuth gefahren. Hier dreht sich alles um Richard Wagner. Ich ging durch den Park des Neuen Schlosses zum Haus Wahnfried, dem ehemaligen Wohnhaus Richard Wagners und besuchte sein Grab hinter dem Haus. Ein absolutes Highlight war aber der Besuch des erst kürzlich wiedereröffneten Markgräflichen Opernhauses.
Eigentlich war ich ja schon wieder auf den Heimweg, doch da Irina meinte, ich könne noch ein paar Tage länger bleiben, und die Grenze nicht weit war, bin ich nach Tschechien gefahren. Hier besuchte ich zunächst Karlsbad (Karlovy Vary) (CZ), was zu den berühmtesten und traditionsreichsten Kurorten der Welt zählt. Die Heilwirkung der Karlsbader Thermalquellen ist schon im 14. Jahrhundert bekannt gewesen. Zu den bekanntesten Gästen zählt u.a. der russische Zar Peter der Große und heute, wen wundert es, befinden sich zwei Drittel der Einrichtungen im Besitz privater Investoren aus Russland. Ich meinte, was Karlsbad sein Likör Becherovka (Karlsbader Becherbitter) ist, ist Pilsen sein Bier. So fuhr ich weiter nach Pilsen (CZ), was man aber nicht gesehen haben muss.
Tschechien ist ja bekannt für seine Schlösser und Burgen. So nahm ich mir als nächstes Ziel die Burg Karlštejn (deutsch Karlstein) (CZ) vor, aber es war Montag und da war alles geschlossen. Also gleich weiter nach Pardubice (CZ). Die Stadt liegt an der noch „jungen“ Elbe und hat ein schönes Schloss im Renaissancestil. Sehenswert sind auch das historische Stadtzentrum mit dem grünen Tor und das Rathaus auf dem Hauptplatz. Am nächsten Tag wollte ich in Hrádek u Nechanic (CZ) das gleichnamige Schloss besuchen, aber es hatte schon geschlossen, da die Saison schon vorbei war. Der Nächste Versuch galt der Burg Grabštejn (deutsch Grafenstein) (CZ) bei Liberec (deutsch Reichenberg); aber die Burg – wen wundert’s – war auch schon geschlossen. Also zurück nach Deutschland. Hier steuerte ich Bad Muskau in der Oberlausitz, nahe der Grenze zu Polen an. Weltweite Bekanntheit erlangte die Stadt durch den Fürsten und Landschaftskünstler Hermann von Pückler-Muskau, der mit seinem Landschaftspark ein einzigartiges Kulturgut geschaffen hat. Bekannt ist auch das nach Fürst Pückler benannte Eis aus drei verschiedenen Eissorten, welche gemeinsam gefroren werden. Ich besuchte das schöne Schloss und gönnte mir im Schlosscafé ein Fürst-Pückler-Eis.
Jetzt hatte ich nur noch ein Ziel, nämlich den Polenmarkt in Słubice (PL), um für Lisa Leckerlies in Größenordnung zu kaufen. Słubice war bis 1945 nach der Festlegung der Oder-Neiße-Grenze ein ehemaliger Stadtteil von Frankfurt (Oder). Heute befindet sich in der Stadt der wichtigste Grenzübergang zwischen Deutschland und Polen. Und noch etwas, nämlich ein Wikipedia-Denkmal! Es hat die Form einer nach oben offenen Weltkugel (das Logo von Wikipedia) welche von zwei Frauen und zwei Männern getragen wird.
Nun waren es nur noch 228 km bis nach Hause. Die „Reise mit Umweg“ (Tschechien und Polen) hat sich wirklich gelohnt, denn ich hatte perfektes Herbstwetter mit viel Sonnenschein und Temperaturen über 20 °C.