Von Triest sind es nur wenige Kilomater bis Slowenien und die Etappe sollte bis Ljubljana gehen. Aber irgendwie hatte ich keine Lust, schon wieder in eine große Stadt zu fahren. Stattdessen suchte ich einen Ausweichort in der Nähe der Hauptstadt. So kam ich auf Schloss Bogenšperk, wo ich abends einen perfekten Stellplatz mit direktem Blick zum Schloss und unendlicher Ruhe fand. Ich war vermutlich der erste Besucher am nächsten Morgen, denn der Eingang wurde extra für mich mit einem riesigen Schlüssel geöffnet. Das kleine Schloss ist ein Renaissance-Gebäude mit vier Türmen und einem Arkadenhof und beherbergt eine ständige Ausstellung des Technischen Museums Sloweniens, eine Volkstrachtensammlung, eine geodätische sowie geologische Sammlung und Druckwerkstätten.
Noch am selben Tag besuchte ich Maribor (deutsch – Marburg an der Drau). Der Zusatz „an der Drau“ wurde erst 1910 eingeführt, um die Stadt von „Marburg an der Lahn“ (Hessen) zu unterscheiden. Die Stadt – inmitten der hügeligen Weinregion an der Drau – lässt sich zu Fuß schnell erschließen, und so fuhr ich am Abend noch bis Österreich. Hier war Graz an der Mur in der Steiermark das erste Ziel. Der Hauptplatz mit dem Rathaus bildet das Kernstück der mittelalterlichen Altstadt. Die umliegenden schmalen Gassen mit Gebäuden im Renaissance- und Barockstil sind von Geschäften und Restaurants gesäumt.
Am nächsten Tag war Sonntag und perfekter Sonnenschein; also beste Voraussetzungen, die Schlösser Schönbrunn und Belvedere in Wien zu besuchen. Als Erstes nahm ich mir Schloss Schönbrunn, eine der touristischen Hauptsehenswürdigkeiten Wiens, vor. Es ist das größte Schloss und eines der bedeutendsten und meistbesuchten Kulturgüter Österreichs. Nach langem Suchen fand ich endlich einen Parkplatz und was soll ich sagen, es war nur eine kurze Strecke bis zum Schlossgarten. Im Garten kam ich an der sogenannten Gloriette vorbei, ein Gebäude in einer Gartenanlage, das sich auf einem gegenüber der Umgebung erhöhten Standort befindet (wusste ich bisher auch nicht). Von hier oben hatte ich einen super Überblick über die gesamte Anlage mit dem Schloss im Tal und Wien im Hintergrund. Ich hielt mich lange hier auf und habe bestimmt nur einen kleinen Teil gesehen, aber da wartete ja noch das Schloss Belvedere (italienisch „schöne Aussicht“). Beim Schloss Belvedere handelt es sich eigentlich um zwei durch einen Garten getrennte Schlossanlagen, das Obere Belvedere und das Untere Belvedere, welche mit der verbindenden Gartenanlage ein barockes Gesamtensemble bilden.
Von Wien waren es nur 80 km bis Bratislava. Die Stadt liegt an der Donau direkt an der Grenze zu Österreich. Ihre aus dem 18. Jahrhundert stammende Altstadt ist mit ihren Bars und Cafés von Touristen gefüllt. Von hier aus machte ich mich auf den Weg, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu finden. Ich kam vorbei am alten Rathaus mit seinem farbenfroh gestalteten Ziegeldach, dem Michaelertor, das einzige erhalten gebliebene Tor der mittelalterlichen Stadtbefestigung, dem Martinsdom, dem Primatialpalais und der futuristischen „Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes“. Nur die wieder aufgebaute barocke Burg auf einer Hügelkuppe habe ich mir geklemmt, man konnte sie sich auch von unten ansehen.
Das nächste größere Ziel war Zakopane in Polen. Dazu muss man aber die gesamte Slowakei in Richtung Norden durchqueren. Ich kam bis Žilina und fand einen perfekten und ruhigen Stellplatz direkt vor dem Schloss Budatín. Am nächsten Morgen war die zweite Etappe dran. Sie führte durch eine landschaftlich schöne Gegend in die Berge vorbei an alten Burgen.
Zakopane selbst ist ein belebter Ferienort am Fuße des Tatra-Gebirges und ein beliebter Ausgangspunkt für Wintersport, Bergsteiger und Wanderer. Die Stadt ist außerdem für seine eigene Architekturrichtung bekannt, dem Zakopane-Stil, der sich in den zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichteten Holzhäusern widerspiegelt. Den Ort hat man schnell durchstreift; er ist voller Urlauber und manchmal dachte ich, das Ganze ist ein riesiger „Polenmarkt“.
Am Mittwoch erreichte ich unsere Gießerei in Charsznica. Die Kollegen hatten alles so gut vorbereitet, dass schon am gleichen Tag alles abgegossen werden konnte. Dadurch hatte ich einen Tag mehr für die Reise.
Nun war Breslau (Wrocław) an der Oder an der Reihe. Bei meinen unzähligen Dienstreisen zu unserer Gießerei in Polen bin ich jedes Mal vorbeigefahren, doch diesmal hatte ich mir die Stadt fest vorgenommen. Sie ist für ihren Marktplatz bekannt, der von eleganten Stadthäusern gesäumt wird. Hier steht auch das gotische Alte Rathaus mit seiner großen astronomischen Uhr. Ich machte noch einen Spaziergang zur Dominsel und besuchte die Kathedrale. Dabei fielen mir hier und dort kleine, etwa 30 cm große Figuren aus Bronze auf. Das sind die Breslauer Zwerge, von denen es mittlerweile mehr als 300 Stück gibt und die auch zur Touristenattraktion in Breslau zählen.
Da ich einen Tag in der Gießerei gespart hatte, konnte ich mir noch Jelenia Góra (Hirschberg) im Vorland des Riesengebirges vornehmen. Kurz vor dem Ziel fand ich am Abend einen schönen Stellplatz direkt unterhalb einer Burgruine in Bolkow. Am nächsten Morgen habe ich natürlich die Burg besichtigt und dabei gelernt, dass ich im sogenannten Hirschberger Tale war, dessen herausragendes Merkmal eine große Anzahl an Landsitzen, Schlössern und Burgen ist. Das spornte mich natürlich an und nach der Stadt suchte ich noch eine Burg. So kam ich zur Burg Czocha, eine wirklich große Burganlage, die – und das wusste ich nicht – seit 1952 als Freizeitzentrum für Militärangehörige dient. Unbegreiflich – hier haben erwachsene Männer und Frauen voll ausgerüstet den Zweiten Weltkrieg „gespielt“.
Da war mein nächster Stellplatz das ganze Gegenteil. Ich fand ihn direkt hinter der Grenze auf deutscher Seite, nämlich am Kloster St. Marienthal in Ostritz. Es ist das älteste Frauenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland, das seit seiner Gründung im Jahre 1234 bis heute ununterbrochen besteht.
Nach einer kleinen Stippvisite in Zittau ging es nach Sohland an der Spree, wo wir einen 60sten Geburtstag innerhalb der Verwandtschaft feierten, bevor die Reise am nächsten Tag zu Ende ging.